Die südafrikanische Investment-Plattform AfriCrypt steht derzeit im Rampenlicht, allerdings eher auf eine negative Art und Weise. Rund 69.000
Bitcoin sind zusammen mit den beiden Brüdern, denen diese Firma gehört, plötzlich verschwunden.
Obwohl der Sachverhalt vor Gericht noch nicht bewiesen ist, scheint es sich um einen sogenannten "Exit Scam" zu handeln und nicht um einen Hack. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es laut der amerikanischen Bloomberg der größte Exit-Betrug aller Zeiten gewesen. Ganz aus heiterem Himmel kommt es allerdings nicht, denn es gab bei dieser Plattform jede Menge “red flags" für Investoren. Zum Beispiel würde die Plattform den Nutzern Gewinne von bis zu 10% pro Tag versprechen. Eine 100 € Einzahlung wäre dann innerhalb von 100 Tagen über eine Million wert, was gelinde gesagt unglaubwürdig klingt.
AfriCrypt wurde 2019 gegründet und wird von den Brüdern Ameer und Raees Cajee betrieben. Innerhalb von zwei Jahren hat das Unternehmen Berichten zufolge Bitcoin im Wert von rund 54 Milliarden südafrikanischen Rand angehäuft, was 3,6 Milliarden US-Dollar entspricht. Bis sie dann am 13. April 2021 die schlechte Nachricht verkündeten, dass sie gehackt wurden.
Die Firma sagte, sie würde alle ihre Operationen herunterfahren, um zu versuchen, die gestohlenen Gelder und die durchgesickerten Informationen wiederzuerlangen.
Die südafrikanische Anwaltskanzlei Hanekom Attorneys, die den Fall im Namen der betroffenen Nutzer übernommen hat, berichtete, dass der Verdacht dadurch geweckt wurde, dass die Nachricht mit der folgenden Warnung herausgegeben wurde: "Mandanten können den Rechtsweg beschreiten, aber wir bitten unsere Mandanten zu erkennen, dass dies den Wiederherstellungsprozess nur verzögern wird."
"Wir fanden es sofort verdächtig, da die Ankündigung die Investoren davon abhielt, eine Anzeige einzureichen", sagte Hanekom Attorneys. Die Anwaltskanzlei behauptete auch, dass "AfriCrypt-Mitarbeiter sieben Tage vor dem angeblichen Hack keinen Zugang mehr zu den Back-End-Plattformen hatten."
Hanekom Attorneys wirft den beiden Brüdern vor, die 69.000 BTC - die übrigens nach dem jüngsten Marktabsturz jetzt etwa 2,3 Milliarden Dollar wert sind - von AfriCrypt-Konten und Kunden-Wallets auf verschiedene Dark-Web-Tumbler und -Mixer übertragen zu haben, was zu einer heftigen Fragmentierung führte und die Gelder unauffindbar machte.
Die Brüder sind nun unerreichbar und auch die Website von AfriCrypt ist nicht mehr erreichbar. Die Anwaltskanzlei hat den Fall an eine Eliteeinheit der nationalen Polizei, die "Hawks", übergeben.
Der südafrikanische High Court of Gauteng South hat eine vorläufige Liquidationsverfügung gegen die Cajee-Brüder erlassen und ihnen wurde eine Frist bis zum 19. Juli 2021 eingeräumt, um auf die Verfügung zu reagieren.
Laut der afrikanischen Online-Krypto-Nachrichtenplattform BitcoinKe lockte AfriCrypt Kunden an, indem es wohlhabende Investoren ansprach und sie ermutigte, ihre Freunde zu empfehlen, während sie Renditen von bis zu 10% pro Tag angeboten haben.
Zuvor hatte Südafrika mit dem Krypto-Ponzi-Schema namens Mirror Trading International (MTI) zu tun, aber sie wurden mit der 10%igen monatlichen Rendite, die sie anboten, völlig ins Abseits gestellt.
MTI wurde als das größte Ponzi-Schema beschrieben, das das Land je gesehen hatte, und sammelte 23.000 BTC von Investoren ein ($774 Millionen zu heutigen Preisen), wobei der CEO von MTI, Johann Steynberg, Berichten zufolge nach Brasilien flüchtete, um einer Bestrafung zu entgehen, als das Unternehmen 2020 in die vorläufige Insolvenz ging.